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_ _ Projekte:

   
  | 10_bis_12_2007 |
  „Nachhaltiges und regionaltypisches Planen, Bauen und Renovieren
im Grenzüberschreitenden UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen“
     
 

Kurzbeschreibung des Projekts

   

Das Projekt besteht aus zwei Bausteinen, die eng miteinander verbunden sind:

  • Erarbeitung einer Baufibel zum Thema „Nachhaltiges und regionaltypisches Planen, Bauen und Renovieren im UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen"
  • Regionalkongress als Auftaktveranstaltung und Impulsgeber zum Transfer in die Region

Das Projekt soll dazu beitragen, die Menschen für den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung ihrer Gemeinden und Siedlungen zu sensibilisieren.

Eine Rückbesinnung auf regionaltypisches Bauen, einschließlich der Berücksichtigung bewährter Bauformen und Nutzung regional vorhandener Baustoffe soll langfristig einen Beitrag zur regionalen Identität und touristischen Eigenart der Region leisten.

Eine Baufibel als wichtiges Schlüsselprojekt dient als fachliche Grundlage für viele Folgeprojekte im Handlungsfeld Siedlungsentwicklung, Planen, Bauen und Umwelt, die ohne ein solches Fundament nicht durchgeführt werden können. Mit der Baufibel und dem Regionalkongress sollen kommunale, nachhaltige und regionaltypische Entwicklungsprozesse initiiert, begleitet und gefördert werden.

   
   
  Anlass
   
 

Anlass des Projektes ist die derzeitige Siedlungsentwicklung in der Region,

  • neben der Nutzung und Sanierung alter Bausubstanz, entstehen in vielen Gemeinden Bauplätze in den Randlagen der Orte,
  • die Baugebiete weisen eine sehr geringe Bebauungsdichte auf einhergehend mit einem hohen Verbrauch an Flächen der natürlichen Umwelt,
  • das Bauen und Renovieren unterliegt den unterschiedlichsten Geschmäckern und Stilen und ist zumeist weder nachhaltig noch regionaltypisch,
  • das bauliche Erbe in den Ortskernen verfällt, in der Folge ist der gesamte Ort in seiner Funktionsfähigkeit bedroht.

Diese Entwicklungen stehen im Gegensatz zur Idee eines UNESCO Biosphärenreservats und den Anforderungen nachhaltiger Entwicklung. Die bestehenden Defizite drohen sich noch weiter zu verschärfen u.a. durch den sog. "demographischen Wandel". Eine weitere Handlungsnotwendigkeit ergibt sich auch aus dem weltweiten Klimawandel und den damit verbundenen Herausforderungen (Stichworte Gegensteuern und Anpassung, Energiewende, erneuerbare Energien, Einsparung, Energieeffizienz etc.).

 
Die Baufibel
 
Die Baufibel für das Biosphärenreservat Pfälzerwald – Nordvogesen
  • wendet sich an die Menschen, Gemeinden, Bauherren, Architekten, Planer, Unternehmen, Vereine, Verbände, Entscheidungsträger etc. im Biosphärenreservat
  • gibt Tipps und Ratschläge für nachhaltiges und regionaltypisches Planen, Bauen und Renovieren
  • ist Orientierungshilfe für Fachleute und Interessenten
  • beinhaltet ein Verzeichnis regionaler Dienstleister und Anbieter von nachhaltigen und regionaltypischen Produkten
  • weist auf nachwachsende Rohstoffe, natürliche und recyclebare Baustoffe und deren Eigenschaften hin, die in der Region vorkommen
  • informiert über die Verwendung von erneuerbaren Energien, z.B. Holz, Solarthermie und Photovoltaikanlagen zur Ergänzung traditioneller Energieformen
  • zeigt das bauliche Erbe und die regionalen Besonderheiten des Biosphärenreservats auf
  • erklärt anschaulich regionaltypisches Planen, Bauen und Renovieren, bewahrt das kulturelle Erbe und fördert die Identifizierung mit der Region
  • will eine Bewusstseinsbildung erzielen und einen verstärkten Einsatz für die Bewahrung der „regionalen Schätze“ anregen, von denen bereits heute viele dem Verfall preisgegeben sind,
  • stärkt die traditionellen Ortskerne und fördert attraktive Ortsbilder, die auch ein touristisches Aushängeschild sind,
  • berücksichtigt dabei die Anforderungen des demographischen Wandels.
 
Beteilligte und Partner
 

Projektträger: Biosphärenreservat u. Naturpark Pfälzerwald - Nordvogesen

Das Projekt wurde in das offizielle Handlungsprogramm des Naturparks Pfälzerwald für die Jahre 2009 - 2018 aufgenommen (Handlungsfeld 8, Nr. 44). Das Handlungsprogramm wurde durch die Mitgliederversammlung des Naturparkträgers am 19.03.2009 zur Vorlage bei der obersten Naturschutzbehörde des Landes Rheinland-Pfalz beschlossen und am 15.07.2009 von dieser gebilligt.

Kooperationspartner: Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (Rheinland – Pfalz)

 
Mein Beitrag
 

Neben der Mitinitiierung wurde in enger Abstimmung mit dem Projektträger und den Kooperationspartnern eine gemeinsame Projektskizze erarbeitet.

Sie beinhaltet das inhaltliche, strategische und organisatorische Konzept des Projekts, u.a. Ziele, Themen, rechtliche und fachliche Vorgaben u.a. aus dem UNESCO "MAB - Man and Biosphere Programm", BNatSchG, Landesgesetze und -verordnungen, Strategien, Partner, Kooperationen, Arbeitsschritte, Zeitplanung sowie ein Kosten- und Finanzierungskonzept.

Die Projektskizze diente als Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln. Für den Zeitraum 2008 - 2009 sollte die Projektumsetzung über INTERREG IV beantragt werden.

Hierfür wurde eine Präsentation erarbeitet, die u.a. im Rahmen eines INTERREG IV – Forums in Lauterbourg (Frankreich) vorgestellt wurde.

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>> zur Präsentation (pdf, 1,3 MB)

 

Aus den rechtlichen und fachlichen Vorgaben u.a. den "MAB - Kriterien" der UNESCO ergibt sich ein sehr vielfältiger Handlungsauftrag zur nachhaltigen und regionaltypischen Entwicklung der Kulturlandschaft und Siedlungen in Verbindung mit einem räumlichen - inhaltlichen Zonierungskonzept.

„Zu einem Biosphärenreservat gehört nicht nur Natur, auch Dörfer mit ihren Häusern und der Infrastruktur. Die Kulturlandschaft ist von Menschen gestaltet, es ist ein Stück Heimat, die unverwechselbar bleiben soll.“

Wolfgang BIRTHLER, Minister für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

"Natürlich erwächst aus der Mitgliedschaft im Biosphärengebiet auch Verantwortung. Nachhaltige Entwicklung – die tragende Idee eines solchen Biosphärengebietes - bedeutet auch, alle Entscheidungen der öffentlichen Hand auf den ökologischen Prüfstand zu stellen."

Peter HAUK, Minister für Ernährung und Ländlicher Raum des Landes Baden - Württemberg

 
Biosphärenreservate
 

Von der UNESCO anerkannte und zertifizierte Biosphärenreservate sind international bedeutsame und repräsentative "Modellregionen", in denen das "Zusammenleben von Mensch und Natur" beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden Eingriffen und erhalten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur.

Angestrebt wird dabei ein "ausgewogenes Verhältnis" von "menschlicher Nutzung" und "natürlichen Kreisläufen". Sie tragen somit auch zur "regionalen Wertschöpfung" bei. Biosphärenreservate ermöglichen exemplarische Erkenntnisse für Forschung und Wissenschaft über die Wechselwirkungen von natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen.


>> Biosphärenreservate werden in der Bundesrepublik Deutschland von den zuständigen Bundesländern auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes nach jeweiligem Landesrecht ausgewiesen. Eine Besonderheit ist die Gliederung in Zonen unterschiedlicher Schutzintensität: die Kernzonen (Core Areas) unter strengem Naturschutz sowie die Pflegezonen (Buffer Zones) mit geringeren Einschränkungen und die Entwicklungszonen (Transition Areas), in der alle Nutzungsformen erlaubt sind. In der Entwicklungszone steht der wirtschaftende Mensch im Vordergrund. Sie wird ausdrücklich als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung verstanden. Es gelten daher keine besonderen rechtlichen Beschränkungen. In dieser Zone soll u.a. durch Projekte, Massnahmen und Programme die nachhaltige Entwicklung von Mensch und Natur gefördert werden, auf der Basis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Umweltbehörden, Wissenschaftlern, Landnutzern, der Wirtschaft und sonstiger gesellschaftlich relevanter Gruppen.

Das deutsch - französische Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen ist eines von bisher fünfzehn in der BRD und das erste grenzüberschreitende in der Europäischen Union. Weltweit sind bis heute 651 Biosphärenreservate aus 120 Staaten in das Weltnetz der UNESCO Biosphärenreservate aufgenommen worden, darunter auch der Yellowstone Nationalpark in den USA.


Abb.: Das Grenzüberschreitende deutsch - französische UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen

Bildquelle: entommen aus der Bröschüre "Ökologische Sanierung von regionaltypischen Bestandsgebäuden"
_________ zu finden im Internet unter http://www.pfaelzerwald.de/oekologische-sanierung/ (2015)

     
   
  | 02_2006 bis 09_2007 |
  „DE PÄLZER FER DIE PALZ - Schüler machen Regiogeld“
– ein Schulprojekt im Rahmen von „Transfer – 21“ und BNE "Bildung für nachhaltige Entwicklung"
     
    Kurzbeschreibung des Projekts
     
   

Von Februar 2006 bis September 2007 arbeitete ich ehrenamtlich und im Rahmen meiner Diplomarbeit am Projekt „DE PÄLZER FER DIE PALZ - Schüler machen Regiogeld“ in Kooperation mit der "Bürgerstiftung Pfalz" und dem "Pädagogischen Zentrum des Landes Rheinland – Pfalz".

Das Hauptziel des Projekts ist die praktische Einführung eines "WERTGUTSCHEINBASIERTEN REGIOGELDES" in der Region Pfalz, dem „PÄLZER“. Der „PÄLZER“ ist ein "zeitlich" und "regional" begrenzt gültiges "komplementäres" d.h. zum "EURO" ergänzendes Zahlungsmittel und innovatives Instrument zur Förderung einer "nachhaltigen Entwicklung".

Mit einem regionalen Verrechnungs- und Finanzsystem werden "regionale Kreisläufe" gefördert und Vorteile für die beteiligten Verbraucher, Vereine, Kommunen und Anbieter erreicht. Eine wichtige Rolle dabei spielt der Bereich „BNE - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - der teilnehmenden Schüler, insbesondere durch deren Tätigkeiten im Rahmen zu gründender Schülerfirmen, aber auch aller am Regiogeld Beteiligten bis hin zur "lernenden Region" durch die neue Regionalwährung und den ebenfalls neu gegründeten Trägerverein "PÄLZER - Regio e. V.", der auch wissenschaftliche Arbeiten zu der Thematik unterstützt.

Das Vorbild für das Konzept des „PÄLZER" ist der „CHIEMGAUER“, ein sehr erfolgreiches Regiogeld das in PRIEN am Chiemsee in BAYERN an einer Waldorf - Schule im Mai 2003 initiiert wurde. Diesem Beispiel folgend sieht das Projekt vor, an sich beteiligenden Schulen in der Pfalz "nachhaltige Schülerfirmen" zu gründen, die die „PÄLZER“ zunächst gemeinsam entwickeln und zuerst in ihrem Umfeld in Umlauf bringen und dann in der Region Pfalz etablieren.

Dabei handelt es sich um ein Pioniervorhaben, das weltweit erstmalig an staatlichen Schulen zu der Thematik in Angriff genommen wurde.

     
    Beteiligte und Partner
     
 

Das Projekt war ein offizielles Projekt der "Bürgerstiftung Pfalz", das durch das "Pädagogische Zentrum des Landes Rheinland – Pfalz" im Rahmen des BLK - Programms „Transfer – 21" und "BNE - Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als Modellprojekt anerkannt und fachlich begleitet sowie finanziell gefördert wurde.

Darüber hinaus bestand eine Kooperationsvereinbarung mit der "Stiftung Natur und Umwelt Rheinland – Pfalz", die das Projekt ebenfalls finanziell und ideell förderte.

____Pädagogisches Zentrum des Landes Rheinland - Pfalz ___ Stiftung Natur und Umwelt Rheinland – Pfalz

 

Das Projekt wurde darüber hinaus ab Juni 2007 durch die "Kreis- und Stadtsparkasse Speyer" als ein weiterer offizieller Kooperationspartner unterstützt. Die Sparkasse ist dabei auch eine der ersten Ausgabestellen für die neuen Regios geworden.

     
    Mein Beitrag
     
   

Die Schwerpunkte der Tätigkeit lagen dabei neben der Mitinitiierung auf der konzeptionellen Entwicklung und praktischen Einführung des regionalen Wertgutschein - Systems und der wissenschaftlichen Begleitung dieses Prozesses u.a. im Rahmen meiner Diplomarbeit an der TU Kaiserslautern.

Als Mitglied des Projekt - Teams war ich beteiligt an allen Aufgaben und in allen Phasen eines umfassenden Projektmanagements:

  • Mitinitiierung
  • Planung (Analysen, Konzepte, Ziele, Zeit- u. Arbeitspläne, Finanzen, Organisation, Strategien)
  • Beratung u. Coaching (u.a. Schulen, Lehrer, Schüler u. Schülerfirmen)
  • Moderation u. Mediation
  • Öffentlichkeitsarbeit u. Beteiligungsprozesse
  • Design u. Mediengestaltung
  • Bildung
  • Projektsteuerung
  • Fundraising u. Finanzierung, Teilnahmen an Wettbewerben
  • Evaluation u. wissenschaftliche Begleitung
     
     
   

Links mit weiteren Informationen zu dem Projekt:

>> Projektblatt mit Kurzbeschreibung des Vorhabens (pdf, 200 kb)


>>
zu meiner Diplomarbeit und Vorträgen mit sehr ausführlichen Informationen


>>
Auszeichunung Bundesweiter Förderpreis (2. Platz) "Aktive Bürgerschaft 2008" für das Projekt "De Pälzer-Schüler machen Regiogeld"


>>
Auszeichnung SUN Preis (1. Platz) des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend u. Kultur in Kooperation mit dem
___Ministerium für Umwelt, Forsten u. Verbraucherschutz des Landes RLP für das Projekt "De Pälzer - Schüler machen Regiogeld" 2007


>>
Auszeichnung "Best Practice" des Instituts für schul. Fortbildung Land RLP Projekt "De Pälzer - Schüler machen Regiogeld" 2006


>>
Kompetenz- und Engagementnachweis des Landes Rheinland - Pfalz (pdf, 200 kb)

     
     
    Bisherige Entwicklungen
     
   
Das Projekt entwickelte sich in den ersten Jahren sehr dynamisch und erfolgreich. Alle inhaltlichen und zeitlichen Ziele innerhalb der ersten Projektjahre konnten erreicht werden.

Es wurden zwei Modellschulen sondiert, zwei Schülerfirmen gegründet und das regionale Wertgutschein - System innerhalb der Vorgaben von den Schülern entwickelt und erfolgreich in die Praxis umgesetzt.

Außerdem konnten die materiellen und finanziellen Grundbedarfe gesichert werden (über 8.000 Euro öffentliche Fördergelder). Auch die Öffentlichkeitsarbeit verlief unter Einbeziehung der Bevölkerung und regionaler Akteure sehr erfolgreich. Neben wichtigen strategischen Kooperationspartnern (Vereine, Stiftungen, Unternehmen, Banken, Medien) konnten namhafte politische Unterstützer auf kommunaler, regionaler und Landesebene für das Projekt gewonnen werden.

Zudem wurde ein Trägerverein gegründet und eine Internetplattform mit Datenbankfunktion für die teilnehmenden Verbraucher und Unternehmen eingerichtet.

Über 50 Unternehmen akzeptierten die Wertgutscheine in der Stadt Speyer und der Umgebung, darunter auch die "Kreis- und Stadtsparkasse Speyer", die zudem eine der ersten Ausgabestellen für das neue Regiogeld geworden ist.

Zwei wissenschaftliche Arbeiten setzen sich mit dem Projekt aus verschiedenen Blickwinkeln auseinander und dokumentieren die bisherige Entwicklung dabei sehr umfassend. Darüber hinaus fanden Veröffentlichungen seitens des Projekt - Teams in Zusammenarbeit mit dem "Pädagogischen Zentrum des Landes Rheinland – Pfalz" im Rahmen des BLK - Programms „Transfer – 21" und "BNE - Bildung für nachhaltige Entwicklung“ statt. Die Medien können über das Projekt - Team oder das "Pädagogische Zentrum" bezogen werden.

Das Projekt wurde auf Bundesebene und landesweit mehrfach ausgezeichnet.

   
    Abb.: Die ProRegio SGmbH in Speyer ___________________ _____Abb.: Die Regiogeld AG in Herxheim

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Bildquelle: aus BARTH (2007)„Ein RKWS für die Region Pfalz"

 

Am 19.05.2007 wurden in der "Kreis- und Stadtsparkasse Speyer" die Sieger eines Malwettbewerbs prämiert, deren Bilder die Rückseiten der „PÄLZER“ zieren.

Am 01.07.2007 am "Umweltfest der Stadt Speyer", dass dieses Jahr ganz unter dem Motto der Einführung der neuen Regionalwährung stand, war es erstmals möglich, mit dem „PÄLZER“ in Speyer und Umgebung zu zahlen.

"Wir sind stolz, dass Speyer die erste Stadt ist, in der das neue Geld eingeführt wird" betonte der Bürgermeister der Stadt Speyer Hanspeter BROHM bei seiner Festansprache anlässlich der Vorstellung der Siegerentwürfe des Malwettbewerbs zur Gestaltung der „PÄLZER“ Rückseiten,

"(...) der „PÄLZER“ steht vor der Einführung und damit werden wir auch in Speyer bald von einer regionalen Währung profitieren. Im Namen des Speyerer Stadtrates, der Stadtverwaltung und natürlich auch ganz persönlich gratuliere ich der Schülerfirma ProRegio SGmbH des Sozialkunde Leistungskurses der 11. Klasse des Friedrich – Magnus – Schwerd - Gymnasiums für die engagierte Vorbereitung dieses Projektes sehr herzlich (...)".

Die ausgewählten Siegerentwürfe für die Rückseiten des "PÄLZER" stammen von Ricarda Fischer (9 Jahre), Anastasia Meringer (5), Rouven Müller (17), Bianca Alexandra Brondt (10), Julia Schmitt (18) sowie von Annette Stadtler (19 und Sonderpreis) und zeigen den Dom unter blauem Himmel mit Feuerwerk, das Altpörtel in Flammen, den Dom mit Kindern oder eine Landschaft mit Rhein, Grünflächen und Brezeln. Die Gewinner bekamen Gutscheine von einem Speyerer Buchladen überreicht.

Die Veranstaltung wurde gefördert durch die "Kreis- und Stadtsparkasse Speyer", die das Projekt seit Juni 2007 ebenfalls als offizieller Kooperationspartner unterstützte.


Abb.: Ein "Pälzer" Wertgutschein der ersten Serie 2007/08 (Vorder- und Rückseite)

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Bildquelle: Projekt - Team "De Pälzer" (2007)

 

Absolut überzeugt ist auch Gabriele WEILER, Inhaberin der "Apotheke Am Vogelgesang", von der Einführung des Regiogeldes. Die „PÄLZER", die bisher in ihre Kasse gelangt seien, habe sie zum privaten Einkauf bei beteiligten Unternehmen genutzt, wies sie auf die Möglichkeit gegenseitiger Unterstützung der Händler hin.

„Wie ein Bumerang" kehrt der „PÄLZER" immer wieder in ihre Ladenkasse zurück, schilderte sie ihre Erfahrungen und meinte: „Der Zweck ist voll erreicht".

 

Bundesweiter Förderpreis (2. Platz) für hervorragende Jugendprojektarbeit geht an die Bürgerstiftung Pfalz und das Regiogeld - Projekt
 
„Wir sind sehr stolz, dass wir als noch junge und kleine Bürgerstiftung, und zudem noch als erste Bürgerstiftung in Rheinland-Pfalz, in einem bundesweiten Wettbewerb den zweiten Platz erzielen konnten“, freute sich Christiane STEINMETZ, 1. Vorsitzende der "Bürgerstiftung Pfalz" über die Bekanntgabe der Entscheidung der unabhängigen Jury der "Aktiven Bürgerschaft e.V.", die sich aus 12 Personen aus Bürgerstiftungen, Personen des Dritten Sektors, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft zusammensetzt.

Dr. Christopher PLEISTER, Vorsitzender der Jury und Präsident des "Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken" (BVR) begründete die Entscheidung der Jury folgendermaßen: „Nur wenige Jahre nach Gründung hat die noch junge Bürgerstiftung Pfalz bereits einen klaren Schwerpunkt in der Jugendarbeit aufgebaut.

Die Bürgerstiftung führt Jugendliche an bürgerschaftliches Engagement heran, indem sie diese in die Projektentwicklung und -umsetzung einbindet. Die Bürgerstiftung kooperiert projektbezogen mit Partnern und setzt auf breite und langfristige Wirkung in einer ländlichen Region.“

Die beiden ausschlaggebenden Projekte für die Juryentscheidung waren das Projekt „Do it – Engagement macht stark“ in der Region Kaiserslautern und das Projekt „Schüler machen ihr eigenes Geld“.

Die "Schülerfirma ProRegio SGmbH" des Friedrich Magnus Schwerdt Gymnasiums in Speyer hat im Juli 2007 im Rahmen des Projektes „Schüler machen ihr eigenes Geld“ der "Bürgerstiftung Pfalz" eigenständig die Regionalwährung „DE PÄLZER“ entwickelt und erfolgreich an Speyerer Geschäften in Umlauf gebracht.

Im Jahr 2008 soll das Projekt von Jugendlichen in weiteren Städten in der Pfalz aufgegriffen und verbreitet werden. Alle Projekte zeigen, dass gesellschaftliches Engagement von Jugendlichen nicht nur eine Bereicherung für das Gemeinwesen, sondern letztlich für die Jugendlichen selbst.

Das Preisgeld für den 2. Platz betrug 5.000 Euro.

 

Abb.: Preisverleihung 2. Platz Bundesweiter Förderpreis Aktive Bürgerschaft in Berlin 2008

Bildquelle: Bürgerstiftung Pfalz (2008)

 

Rund 25 Engagierte, Freunde und Unterstützer der "Bürgerstiftung Pfalz" nahmen am Donnerstag, den 28.02.2008 im Forum der DZ BANK in Berlin freudig den 2. Förderpreis der "Aktiven Bürgerschaft e.V". von Bundesjustitzministerin ZYPRIES entgegen.

"Wir sind stolz auf unsere Jugendlichen, die mit ihrem Engagement, mit ihrer Kreativität und mit ihrer Einsatzbreitschaft den Preis mehr als verdient haben", so die 1. Vorsitzende Christiane STEINMETZ.

Thomas SCHEFFNER vom Projekt "DE PÄLZER FER DIE PALZ - Schüler machen ihr eigenes Geld" und André KLEIN vom Projekt "Do it! - Engagement macht stark" nahmen unterstützt von Rainer KNÖLL und Christiane STEINMETZ stellvertretend für alle Jugendlichen den Preis entgegen.

Thomas SCHEFFNER wurde dabei von Frau Bundesjustizministerin ZYPRIES vor den rund 400 Gästen aus Politik und Gesellschaft aufgefordert in Kürze das System des "PÄLZER" zu erklären. Der Schüler des Friedrich Magnus Schwerd Gymnasiums in Speyer meisterte diese schwierige Aufgabe souverän.

Die zweite Vorsitzende Ulla BAUMGART - KOPP schenkte der Bundesjustizministerin Fr. ZYPRIES "fünf PÄLZER" als Andenken.

Extra angereist zur Preisverleihung waren auch Herr Dr. HEUBERGER in Vertretung von Ministerpräsident Kurt BECK von der "Staatskanzlei Rheinland-Pfalz" und Ludwig MERKEL, Vorstand der "VR Bank Südliche Weinstraße".

 
Landesweite Auszeichung für das Regiogeld - Projekt als "Best Practice"


Das "PÄLZER" - Projekt wurde als "Best Pratice" durch das "Institut für schulische Fortbildung des Landes Rheinland - Pfalz (IFB)" anerkannt und ausgezeichnet. Im Rahmen der Lehrerfortbildungsveranstaltung „Nachhaltige Schülerfirmen“ am 22. u. 23. November 2006 in Boppard erfolgte eine Präsentation durch Mitglieder des Projekt - Teams.
 
Landesweiter Förderpreis (1. Platz) für das Friedrich - Magnus - Schwerd - Gymnasium und das Regiogeld - Projekt
 

Eine weitere Auszeichnung erhielt das "PÄLZER" - Projekt beim landesweiten SUN - Wettbewerb 2007 "Schülerinnen und Schüler für Umwelt und nachhaltige Entwicklung". Zur Förderung von Umwelt- und Nachhaltigkeitserziehung an den Schulen des Landes Rheinland-Pfalz wird der Preis jedes Jahr durch das "Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur" in Kooperation mit dem "Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz" vergeben.

Das Friedrich - Magnus - Schwerd - Gymnasium belegte mit seiner Schülerfirma ProRegio SGmbH und dem "PÄLZER" den 1. Platz, der mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert war.

Die diesjährige Preisverleihung fand am 17. Dezember 2007 im "Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur" statt. In Vertretung von Staatssekretärin Vera REISS hat der Leiter der "Abteilung 3" (Kinder- und Jugendpolitik, Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und pädagogische Grundsatzangelegenheiten), Dr. Richard HARTMANN, insgesamt sechs Schulen für ihr herausragendes Engagement im Sinne der "BNE - Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet.

 

Die Region Pfalz und sondierte Schulen
 

Die Initiatoren des „PÄLZER“ orientieren sich an dem Gebiet der heutigen Region "Pfalz", deren Verflechtungsbereichen, Strukturen, Problemlagen und Potentialen. Die ca. 5.400 km² große Pfalz ist eine Region im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland und liegt im Süden des Bundeslandes Rheinland – Pfalz. Sie hat ca. 1,4 Mio. Einwohner, entspricht in heutiger Zeit dem Gebiet des „Bezirksverbands Pfalz“ und gliedert sich in acht kreisfreie Städte und acht Landkreise.

Westlich grenzt sie an das Saarland, im Norden an Rheinhessen und im Osten an den Rhein. Im Süden schließt sich das Unterelsass hinter der deutsch - französischen Grenze an. Der zum "Grenzüberschreitenden UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen" gehörende „Naturpark Pfälzerwald“ bedeckt ein Drittel der Region und ist mit 1.771 km² die größte zusammenhängende Waldfläche Westeuropas.

 
Abb.: Die Region Pfalz und sondierte Schulen

Bildquelle: KARAYEL/BARTH aus BARTH (2007) „Ein RKWS für die Region Pfalz"

 

Idealerweise hätte aus jeder Teilregion der Pfalz eine Schule sondiert werden sollen, die am "PÄLZER" - Projekt teilnimmt. Damit wären zum einen alle Regionsteile im Projekt vertreten und es ließen sich zum anderen auch die mit dem Wertgutschein – System verbundenen logistischen Aufgaben am besten lösen. Für die Betreuung der Schulen, der Unternehmen, der Verbraucher, der Medien, der Regionalbüros und Ausgabestellen, also für alle Beteiligten ergäben sich kurze Wege und geringe Kosten.

Für die Auswahl der Schulen waren eine ganze Reihe von Gründen bzw. Kriterien ausschlaggebend. Dazu zählten neben den bereits erwähnten wie die Lage in der Region und räumliche Nähe zum Projekt - Team, eine Affinität zum Thema (z.B. Schülerfirmen, Projektarbeit, Nachhaltigkeit, Region Pfalz, Wirtschaft), das schulische Engagement, infrastrukturelle Voraussetzungen (Betreuung, Lehrer, Schüler, räumliche und technische Voraussetzungen), persönliche Voraussetzungen (Reife, Selbständigkeit, Interesse der Schüler – Interesse, fachliche und pädagogische Aspekte der Lehrer z.B. Projekt – und Teamarbeit). Sondiert wurden Schularten - übergreifend z.B. normale Regel- und Ganztagsschulen, Gymnasien, Real- und Hauptschulen, Berufsbildende Schulen, Gesamtschulen, Regionale Schulen, staatliche und private Träger, u.a. auch Waldorf – Schulen.

Es wurden vier Schulen für die Teilnahme an der weiteren Projektumsetzung sondiert:
  • Friedrich – Magnus – Schwerd – Gymnasium in Speyer,
  • Gymnasium des Pamina – Schulzentrums in Herxheim,
  • Immanuel – Kant – Gymnasium in Pirmasens,
  • St. Franziskus - Gymnasium und –Realschule in Kaiserslautern.
An den Start nach den Sommerferien 2006 ging das Projekt an zwei Schulen:
  • Friedrich – Magnus – Schwerd – Gymnasium in Speyer,
  • Gymnasium des Pamina – Schulzentrums in Herxheim.

Der „Leistungskurs Sozialkunde“ des Jahrgangs 11 des „Friedrich Magnus Schwerd Gymnasiums“ in Speyer hat gemeinsam mit seiner Lehrerin Sonja STEGMEYER das Projekt in Angriff genommen. Geplant war, das Projekt bis zum Abitur des Kurses, also für die Dauer von drei Jahren, durchzuführen.

Je nach Verlauf und Entwicklungsstand sollte sich alles Weitere dann ergeben, z.B. die Übergabe der "Geschäfte" an eine Nachfolgegeneration. Der Leistungskurs besteht aus 16 Schülern, die am 01.01.2007 die „ProRegio SGmbH“ durch einen Gesellschaftervertrag gegründet haben.

Die Schülerfirma kümmerte sich um die Entwicklung, Umsetzung, Akquisition, Betreuung und Vernetzung ihres lokalen „PÄLZER“ im Rahmen des pfalzweiten Konzepts.


Abb.: Der Projektrahmen und Praxis der Schülerfirma

Bildquelle: KARAYEL/BARTH aus BARTH (2007) „Ein RKWS für die Region Pfalz"

In einer neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft „Regiogeld“ konnten Schüler der Jahrgänge 9 - 13 des „Gymnasiums im Pamina - Schulzentrum“ in Herxheim gemeinsam mit ihren Lehrern am Projekt teilnehmen.

Die "Regiogeld AG" bestand in der Regel aus ungefähr 10 Schülern der Stufen 9 – 11 und den betreuenden Lehrern, darunter auch der Schuldirektor Herr BADE. Die formale Gründung einer eigenen Schülerfirma war hier nicht notwendig, weil es an der Schule bereits Schülerfirmen gab, in deren rechtlichen Rahmen die Arbeit der "Regiogeld AG" integriert wurde.

Die "Regiogeld AG" kümmerte sich auch hier um die Entwicklung und Umsetzung, Akquisition, Betreuung und Vernetzung ihres lokalen „PÄLZER“ im Rahmen des pfalzweiten Konzepts.

 
Raumordnung, Regionalentwicklung und raumstrukturelle Ausgangslage
 

Die Region Pfalz, in den Gebietsgrenzen des Bezirksverbands Pfalz, gliedert sich aus raumordnerischer Sicht in die Planungsregionen „Westpfalz“ und „Rheinpfalz“, in denen kommunal verfasste eigenständige Planungsverbände als Körperschaften öffentlichen Rechts die Aufgaben der Regionalplanung und Regionalentwicklung wahrnehmen. Die linksrheinische und rheinland – pfälzische Planungsregion Rheinpfalz wurde in die neu gegründete trilaterale Metropolregion Rhein - Neckar formal und funktional integriert. Seit Ende April 2005 ist die Region Rhein - Neckar „Europäische Metropolregion". Mit der Auszeichnung durch die „Ministerkonferenz für Raumordnung“ soll die Bedeutung der Region als „Motor der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung" offiziell bestätigt werden.

Das landschaftliche Erscheinungsbild, die Wirtschaftsstruktur und die Verflechtung mit benachbarten Regionen machen die Pfalz zu einem Raum mit Gegensätzen und vielfältigen regionalen Facetten. So haben sich im Laufe der Jahrhunderte und begünstigt durch die geographische Trennung von Rheinebene und Pfälzerwald zwei voneinander abgegrenzte Teilräume herauskristallisiert, was sich auch in der raumordnerischen Zweiteilung ausdrückt. Dennoch ist eine starke soziokulturelle Verbindung der "Pfälzer" und eine gemeinsame regionale Identität entstanden.

 
Abb.: Die Region Pfalz im Landesentwicklungsprogramm LEP III Rheinland - Pfalz



Bildquelle: Ausschnitt aus dem LEP III Rheinland – Pfalz (1995) aus BARTH (2007) „Ein RKWS für die Region Pfalz"

 
Die Planungsregion Westpfalz lässt sich „überwiegend dem ländlichen Raum“ zuordnen, ist dabei „aber teilräumlich höchst unterschiedlich ausgeprägt“:
  • das Oberzentrum Kaiserslautern sowie die Mittelzentren Landstuhl, Pirmasens und Zweibrücken gehören zu den „verdichteten Räumen“,
  • die Mittelbereiche Kaiserslautern und Landstuhl, die Bereiche zwischen Kaiserslautern und Pirmasens, Pirmasens und Zweibrücken, sowie der Südteil des Mittelbereiches Kusel und der Ostteil des Mittelbereiches Kirchheimbolanden sind „ländliche Räume mit Verdichtungsansätzen“,
  • „dünn besiedelte ländliche Räume“ sind der Mittelbereich Dahn sowie die Räume um Kusel und Rockenhausen,
  • das Mittelzentrum im Ergänzungsnetz Lauterecken liegt im „dünn besiedelten Raum in ungünstiger Lage“.

Die Planungsregion Rheinpfalz lässt sich „überwiegend dem verdichteten Raum“ zuordnen und ist dabei ebenfalls „teilräumlich höchst unterschiedlich ausgeprägt“:

  • das Oberzentrum Ludwigshafen sowie die Mittelzentren Frankenthal und Speyer gehören zu den „hochverdichteten Räumen“,
  • die Mittelbereiche Grünstadt, Bad Dürkheim, Neustadt, Landau, Kandel und Germersheim gehören zu den „verdichteten Räumen“,
  • „ländliche Räume mit Verdichtungsansätzen“ sind der Mittelbereich Bad Bergzabern und ein Teil süd – östlich von Landau sowie die Räume um das Mittelzentrum im Ergänzungsnetz Annweiler

Aus der Untersuchung der raumstrukturellen Ausgangslage lässt sich zusammenfassend ableiten, dass der überwiegende Teil der Region Pfalz – in den Gebietsgrenzen des Bezirksverbands Pfalz – aus raumordnerischer Sicht den „ländlichen Räumen“ zuzuordnen ist.

 
Ländliche Räume - Definition und Eigenschaften
 

Nach den Abgrenzungskriterien „Siedlungsstruktur“ und „Bevölkerungsdichte“ definierte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) den „Ländlichen Raum“ im Gegensatz zu Agglomerationsräumen und städtischen Räumen als einen „nicht verdichteten Raum“.

Knapp 60 % der Fläche der BRD gelten demnach als „ländliche Räume“. Die regionsspezifischen Potentiale und Probleme der ländlichen Räume im ökonomischen, sozialen und ökologischen Bereich sind sehr unterschiedlich, neben „prosperierenden ländlichen Gebieten“ existieren auch solche mit „deutlich unterdurchschnittlichen Lebensbedingungen“. Der Bevölkerungs- und Flächenanteil der ländlichen Räume liegt in den neuen Bundesländern deutlich höher als in den alten, 1997 lebten bundesweit ca. 22,2 Mio. Menschen auf dieser Fläche.

Die Raumwissenschaften klassifizierten bis zum Jahr 2005 fünf Typen ländlicher Räume, die auch den staatlichen Planungen und Programmen zugrunde gelegt wurden:

  • „Räume in günstiger Lage zu den Verdichtungsgebieten und Zentren sowie zu den überregionalen und großräumigen Verkehrsachsen“,
  • „attraktive Räume für den überregionalen Fremdenverkehr“,
  • „Räume mit relativ günstigen Produktionsbedingungen für die Landwirtschaft“,
  • „gering verdichtete Räume mit industriellen Wachstumstendenzen“
  • „strukturschwache periphere ländliche Räume“.

Dabei weist der Typus der strukturschwachen peripheren ländlichen Räume die problematischsten Bedingungen für eine zukünftige Entwicklung auf. Folgende Eigenschaften sind für ihn kennzeichnend, finden sich - in mehr oder weniger starker Ausprägung und Häufung - auch in allen anderen Räumen mit Struktur- und Funktionsschwächen im ländlichen Kontext. Hierzu zählt in weiten Teilen die Region Pfalz und insbesondere die Planungsregion Westpfalz.

__- Siedlungsstruktur, Bevölkerungsdichte und Infrastruktur

  • (sehr) geringe Siedlungs- und Einwohnerdichte,
  • Entleerungstendenzen aufgrund von Abwanderungsprozessen, unter anderem mit Überalterungsfolgen,
  • Engpässe, insbesondere in den kleineren Siedlungseinheiten bei öffentlichen und privaten Versorgungseinrichtungen,
  • unbefriedigende verkehrliche Erschließung, vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln,
  • Leerstand, Funktionsverlust und schlechter baulicher Zustand vor allem von landwirtschaftlichen Gebäuden,
  • Nutzungsbrachen ehemals landwirtschaftlicher Flächen,
  • wertvolle, vielfach geschützte Naturraumpotentiale,

__ - Arbeitsmarkt, Beschäftigungsstruktur und Einkommenssituation

  • hohe (strukturelle) Arbeitslosigkeit,
  • geringer Anteil an qualifizierten Arbeitsplätzen,
  • hohes Pendleraufkommen, mit teilweise sehr weiten Pendeldistanzen
  • stark unterdurchschnittliche Entwicklung des Erwerbspotentials
  • niedriges Einkommens- und Vermögensniveau der privaten Haushalte, geringe Kaufkraft

__-- (Finanz-) wirtschaftliche Situation

  • Kapitalschwäche der Unternehmen, insbesondere der KMU, Liquiditätsprobleme
  • geringe Nachfrage- und Entwicklungspotentiale in Wohnungsbau und Gewerbe,
  • begrenzte Handlungsfähigkeit der Kommunen aufgrund geringer personeller und
    finanzieller Ressourcen bei steigenden Ausgabenlasten
  • struktureller Schwächen der örtlichen Wirtschaft,
  • vielfach nur unzureichend genutzte Entwicklungspotentiale, insbesondere im Fremdenverkehrsbereich.
 
Kapitaltransfer aus den Regionen
 

Über die Volumina des interregionalen Kapitalstransfers auf regionaler Ebene gibt es aufgrund der schwierigen empirischen Erhebungsbedingungen nur ganz wenig statistisches Material.

Und dennoch lassen die zunehmend disparaten Tendenzen in der Regionalentwicklung erkennen, dass aus den entwicklungsschwachen Regionen mit geringer Wirtschaftsdiversität aufgrund des überwiegend interregionalen Austausches von Dienstleistungen und Gütern zwischen Produzenten und Zulieferern mehr Geld in die prosperierenden Regionen fließt, als umgekehrt zurückfließt.

Das gilt auch für Investitionskapital. Freies Investitionskapital fließt aufgrund der Renditeerwartung nicht in Regionen mit geringer Kapitalausstattung, sondern akkumuliert in Stadtregionen und Agglomerationszentren.

Dementsprechend findet auch ein Abfluss regionaler Spareinlagen aus entwicklungsschwachen Gebieten in prosperierende Regionen statt.

Nach DOUTHWAITE fällt das Verhältnis von Spareinlagen (im überregionalen Bankensystem) zu Darlehen innerhalb ländlicher Regionen zu Ungunsten derselben aus: in Westirland lag das Verhältnis durchschnittlich bei 2 : 1, in extremen Fällen aber auch bei 4 : 1 oder sogar 6 : 1 (Angabe für die 90er Jahre, ohne genauen Jahresbezug).

Da die Unternehmen in den ländlich Regionen nicht in dem Maße die Kreditkonditionen erfüllen können wie die Unternehmer prosperierender Regionen, fließt das Einlagenkapital in letztere ab.

 
Finanzlage der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
 

Die KMU sind generell wichtige Träger der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie stellen in der BRD den sog. „Mittelstand“ dar, zu dem mehr als 99 % aller Unternehmen gehören, beschäftigen 70 % aller Arbeitnehmer und produzieren knapp die Hälfte der Bruttowertschöpfung des Unternehmenssektors.

Erkenntnisse aus der Raumbeobachtung von ländlichen Regionen sowie von Regionen mit Verdichtungsansätzen zeigen, dass klein- und mittelständische Strukturen aufgrund des ortsansässigen gewerblichen Mittelstandes konjunkturstabil, wenig export- und wechselkursabhängig, beschäftigungsintensiv und überdurchschnittlich erfolgreich sind.

So wurde beispielsweise in den neuen Bundesländern der Wachstumsprozess in den Jahren 1991 - 1996 überwiegend von den regionalen und endnachfragenahen Bereichen des ortsansässigen Gewerbes, Handwerks und Dienstleistungssektors einschließlich der Existenzgründer getragen. Unternehmensgründungen gelten als „Motor“ für den Beschäftigungssektor. Allein 1999 wurden hierdurch ca. 270.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der KMU in ländlichen Regionen sind gegenwärtig jedoch durch folgende problematische Entwicklungen geprägt:

  • Kaufkraft wandert u.a. aufgrund einer höheren Angebotsvielfalt und eines günstigeren Preisniveaus aus den ländlichen Regionen in die Zentren.
  • Die Kaufkraft nimmt zudem gegenwärtig in den entwicklungsschwachen peripheren Regionen ab. Als Ursachen sind die aus der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit resultierenden sinkenden Einkommen zu nennen.
  • Der Rückgang der Wohnbevölkerung aufgrund von Abwanderung und demographischen Wandel dazu trägt ebenfalls bei.
  • Besonders für Ostdeutschland wird aufgrund der seit Januar 2005 geltenden Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe („HARTZ IV“) mit einer weiteren Minderung der Haushaltseinkommen und damit der Kaufkraft erwartet.

Unter diesen Bedingungen sinken die Umsätze der Unternehmen. Es mangelt ihnen an einer ausreichenden Innenfinanzierung.

Zum anderen besteht für regionale KMU ein Engpass in der Fremdfinanzierung. Dies ist zum einen auf das Regelwerk „Basel II“ zurückzuführen. Es hält die Kreditinstitute – auch die öffentlich - rechtlichen Sparkassen – dazu an, die Höhe des Kreditzinses nach der Eigenkapitalquote des Kreditnehmers zu bemessen.

Da diese bei KMU, insbesondere auch bei Neugründern, im Allgemeinen niedrig ausfällt, bekommen sie nach dem neuen Ratingsystem der Risikokalkulation entweder einen Kredit zu sehr hohen Zinsen oder aber gar keinen. Ohne Kredite können die Unternehmen keine Aufträge bearbeiten und damit auch kein Eigenkapital bilden, ohne Eigenkapital gibt es keine Kredite – ein Teufelskreis.

Zudem schränken Banken in wirtschaftlich schwierigen Phasen aus Risikoabwägungen das Kreditgeschäft generell ein, was krisenverstärkend wirkt. Die Geldversorgung der KMU ist aufgrund suboptimaler Innen- sowie Fremdfinanzierung insgesamt unzureichend und diese finanzwirtschaftlichen Bedingungen wirken sich negativ auf die Entwicklung der regionalen Wirtschaft und wegen deren Bedeutung auf die gesamte Entwicklung der Region aus.

MUSIL beschreibt die negativen Rückkopplungseffekte in der Entwicklung benachteiligter Gebiete unter dem Aspekt der "monetären Geldversorgung der Regionen":

Das Fehlen ausreichender Liquidität und der Abfluss von Kapital in renditeträchtigere Regionen verursacht einen „monetären regionalen Teufelskreis“. MUSIL fokussiert damit die Eigenschaft des Geldkapitals, dessen globale Mobilität "nicht wertfrei verläuft, sondern zur Akkumulation in Wachstumspolen führt".


Abb.: Monetär regionaler Teufelskreis nach MUSIL

Bildquelle: nach MUSIL (2001): S. 70 aus BODE (2004): S. 35 aus BARTH (2007)„Ein RKWS für die Region Pfalz"

 
Bedürfnisorienties "Geld" für ländliche Problemgebiete
 

MUSIL berücksichtigt die Frage der monetären Versorgung der Regionen. Demnach können "Projekte mit geringer Rentabilität", die den Maßnahmen in Problemgebieten häufig zu eigen ist, „nicht mit Geldkapital finanziert werden, das unter hohem Wachstums- und Gewinnzwang steht.“

MUSIL kommt zu dem Schluss, dass ländliche Regionen ein Geld brauchen, „das auf [ihre] Bedürfnisse zugeschnitten ist“, wenn sie aus dem „monetär - regionalen Teufelskreis“ ausbrechen wollen."

Dieses Geld müsste sich durch folgende Eigenschaften auszeichnen:

  • "geringer oder kein Rentabilitätsdruck,
  • Orientierung der Kreditvergabe nach gemeinschaftlichen Nutzenskriterien
    (etwa Kleinkraftwerke, Selbstvermarktungsgenossenschaften usw.) und
  • geringe Mobilität des Kapitals"
 
Regionale Ökonomie – ein erweiterter Ansatz
 

Innerhalb der Raumwissenschaften wurden im Rahmen der "Nachhaltigkeitsdiskussionen" bereits Prinzipien in die raumordnungspolitischen Konzepte aufgenommen, die sich der "Nachhaltigkeit" und einer "Regionalisierung" verpflichten.

"Regionalisierung" bezeichnet in diesem Zusammenhang die Entwicklung der Regionen in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht. Abwanderungen aus peripheren Räumen soll damit entgegengewirkt werden. Diese Ziele, so eine Grundannahme der „Regionalen Ökonomie“, "gelten unter den Bedingungen einer uneingeschränkt globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft als unerreichbar".

In der Weiterentwicklung "endogener Entwicklungsstrategien" gibt es erste Ansätze, die komplementäre Währungssysteme als "Entwicklungsfaktor" integrieren.

Im Konzept der „Regionalen Ökonomie“ nach STRANSFELD bieten regionale Verrechnungssysteme als "zentraler Baustein einer Entwicklungsstrategie" Lösungen für jene Probleme der regionalen Ebene, die durch den Einfluss des gegenwärtigen Währungssystems entstehen.

Die Entwicklung einer "integrativen monetären Nachhaltigkeit" soll mit diesem Instrument realisiert werden können.

Unter „Regionaler Ökonomie“ werden Wertschöpfungsketten und Austauschbeziehungen verstanden, deren "Ressourcen" und "Akteure" weitgehend einer Region entstammen. In der Konsequenz entsteht eine "regionale Kreislaufwirtschaft". Das "Prinzip der Wettbewerbsfähigkeit" einer Region, die Hauptausrichtung herkömmlicher regionalwirtschaftlicher Orientierung, findet sich in dem Verständnis regionaler Ökonomie nicht wieder.

In der Konsequenz müssen kleinere Systeme geschaffen werden, in deren Grenzen sich „Regionale Ökonomie“ entfalten kann. Das Plädoyer für eine kleinräumige Sichtweise, überschaubare Identifikationsräume und regionale Wirtschaftskreisläufe, als Gegenforderung zu großmaschigen Netzwerken und zur Globalisierung findet sich auch in anderen Konzepten zur nachhaltigen Regionalentwicklung wieder.

Es wird gefordert, dass „Lebensräume zu Entscheidungs-, Verantwortungs- und Wirkungsräumen werden sollen, die auf Gegenseitigkeit beruhen", wobei als wesentliche Ziele nachhaltiger Regionalentwicklung angesehen werden, „die Wertschöpfung in einer Region zu stabilisieren, Kooperationen zu fördern und Stoffströme enger zu führen.“

 
Das Konzept der "Postwachstums - Ökonomie"
 

In dieser Hinsicht - wie ich finde - aus wissenschaftlicher Sicht am konsequentesten durchdacht und theoretisch am weitesten entwickelt sowie auf empirischen Belegen basierend, ist das Konzept der sog. "Postwachstums - Ökonomie" wie sie von Prof. Dr. Niko PAECH und anderen Wirtschaftswissenschaftlern vertreten wird.

Der von PAECH ab 2006 in die Diskussion gebrachte Begriff der "Postwachstums - Ökonomie" bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das zur Versorgung des menschlichen Bedarfs nicht auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist, sondern sich durch Wachstumsrücknahme auszeichnet.

Er grenzt sich dadurch bewusst von Begriffen der "Nachhaltigkeitsdebatte" wie „grünem“ oder „nachhaltigem“ Wachstum ab, widerlegt deren Theorien, Postulate und Dogmen sowohl theoretisch als auch empirisch. PAECH bezeichnet die Existenz von grünem Wachstum gar als "Legende", "Lüge" oder "Mythos".


Abb.: Dogmenhistorie des Nachhaltigkeitsdiskures nach PAECH

Bildquelle: nach PAECH (2014) www.postwachstumsoekonomie.org

PAECH sieht die Notwendigkeit für eine solche Wirtschaftsordnung in der nach seiner Auffassung gescheiterten Entkopplung der Umweltschäden und des Rohstoffverbrauchs von der Wertschöpfung, in den Erkenntnissen der Glücksforschung zum nicht weiter durch Konsum oder Einkommen zu steigernden Wohlbefinden und in ökonomischen Grenzen wie z.B. dem globalen Ölfördermaximum.

Sein Ansatz basiert auf den "fünf Prinzipien" "institutionelle Innovationen", "stoffliche Nullsummenspiele", "Regionalökonomie", "Subsistenz" und "Suffizienz", „die letztlich in einer höheren individuellen Lebensqualität und mehr Gemeinwohl resultieren.“

Auch hier spielen regionale Komplementärwährungen eine sehr wichtige Rolle, neben einer grundsätzlichen Reform des Wirtschafts- und Finanzsystems.

Zur Vertiefung sei der folgende Vortrag empfohlen, den Prof. Niko PAECH bei einer Veranstaltung im Jahr 2014 an der Universität BAMBERG hielt mit dem Thema "Wie könnte eine Postwachstumsökonomie funktionieren?" (pdf, 1 MB).

 
Einrichtung komplementärer regionaler monetärer Systeme
 

Die Einführung eines komplementären regional begrenzt gültigen Verrechnungsmittels erzeugt "ein (teil-) geschlossenes kleinräumiges Wirtschaftssystem", in dem die "Lohnkostenkonkurrenz und die hohen Produktivitätsanforderungen des globalen Wettbewerbs ausgeschaltet werden".

In diesem System kann "Arbeitskraft, die im globalen System aus Kostengründen ausgegrenzt wurde, wieder eingebunden werden."

Das Verrechnungsmittel bewirkt einen „Sog“ nach regional erzeugten Waren und Dienstleistungen. Für regionale Anbieter rechnet sich auch eine Produktion bei verhältnismäßig geringen Absatzmengen und niedrigem Produktionsniveau. Dadurch entfallen die Vorteile einer „economies of scale“ - Produktion globaler Konzerne.

Der Marktpreis bildet sich unabhängig von der globalen Kostenkonkurrenz. Einflussgrößen sind vielmehr der Investitionsaufwand und eine sich unter Umständen herausbildende innerregionale Konkurrenz. Wertschöpfung und Überschüsse bleiben in der Region, was der gesamten Regionsbevölkerung zugute kommt.

In einem regionalen Geldsystem entfällt auch der Zwang zur sich ständig beschleunigenden Akkumulation, Produktionen müssen sich amortisieren, nicht aber in einer bestimmten Kurzfristigkeit.

Schließlich bietet ein regionales Geldsystem keine Möglichkeit für globale Finanzspekulationen, was das Wirtschaftssystem vor deren destabilisierenden Einfluss schützt.

Wie es funktionieren kann zeigen zwei sehr erfolgreiche Beispiele hierfür, der bereits angesprochene „CHIEMGAUER“, ein "gutscheinbasiertes" Regiogeld das in PRIEN am Chiemsee in BAYERN an einer Waldorf - Schule im Mai 2003 initiiert wurde und auch das Vorbild für das Konzept des „PÄLZER“ war.

Bereits seit dem Jahr 1934, d.h. seit über 80 Jahren, existiert in der SCHWEIZ die "WIR - Bank" für KMU und Privatkunden.

"Gemäss unseren genossenschaftlichen Statuten ist und bleibt die Förderung der Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ein zentrales Anliegen. Als weltweite Exklusivität bieten wir unseren KMU-Kunden deshalb das WIR-System an.

Das WIR-System funktioniert als bargeldloser Zahlungsverkehr mit einer eigenen Währung und ist ein aussergewöhnliches Marketinginstrument.

WIR-Guthaben werden nicht verzinst. Kredite in WIR lassen sich mit CHF-Krediten kombinieren und sind langfristig betrachtet die preiswertesten Finanzierungsangebote auf dem Schweizer Markt."

Seit dem Jahr 2000 können auch Privatkunden von den Angeboten der Bank profitieren.

Abb.: Online - Auftritt und Angebote der WIR - Bank 

Bildquelle: www.wir.ch  

 
Bewertung und Implikationen in Bezug auf Regionale Komplementärwährungen
 

Die gesellschaftlichen Strukturen werden weltweit und immer stärker von Prozessen der „Globalisierung“ und „Modernisierung“ (u.a. dem ökonomischen, sozialen und „demographischen Wandel“) geprägt. Ländliche und strukturschwache Räume - und damit der überwiegende Teil der Region Pfalz - büßen Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungsspielräume ein, die mit einem weiteren ökonomischen, sozialen, kulturellen und ökologischen Substanzverlust einhergehen.

Nur einige wenige regionale „Ausnahmen“ wie z.B. Teile der Planungsregion Rheinpfalz, schaffen es durch ihre frühere und heutige Lagegunst in der neu geschaffenen europäischen Metropolregion Rhein – Neckar auf der relativen „Gewinnerseite“ dieser Entwicklungen zu stehen.

Demnach „droht“ der Pfalz eine Verschärfung der immer schon vorhandenen gegensätzlichen Entwicklungstendenzen, eine noch viel stärkere „Spaltung“ in „Gewinner“ und „Verlierer“, in „zukunftsfähige, chancenreiche“ und „nicht zukunftsfähige, chancenlose“, in „arme“ und „reiche“ Regionsteile, Landkreise, Kommunen und Menschen. Dies wiederum gefährdet die gemeinsame regionale Identität, die soziale und demokratische Stabilität, was wiederum die Basis für eine stabile, nachhaltige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung ist und umgekehrt.

Die beschriebene Vielschichtigkeit der Pfalz wird dazu führen, dass sich die einzelnen Teilregionen auf der Suche nach ihren Chancen noch stärker voneinander entfernen werden. Dieser Prozess, der in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen hat, wird sich weiter intensivieren - über die Grenzen des Bundeslandes RLP und der BRD hinweg. Für die Vorderpfalz und die Südpfalz wird die Einbindung in die Metropolregion Rhein – Neckar immer wichtiger werden, die Südpfalz hat durch ihre Nähe zum badischen Oberzentrum Karlsruhe weitere Entwicklungschancen und die Planungsregion Westpfalz wird, neben den Bestrebungen von der Metropolregion Rhein – Neckar zur profitieren, noch stärker die Nähe zu ihren Nachbarn Saarland, Frankreich und auch Luxemburg suchen. Diese Trends zeigen auch die wirtschaftsräumlichen Zusammenschlüsse und Kooperationsanstrengungen, wie "Saar – Lor - Lux" und auch "PAMINA" .

Sie bedeuten keine grundlegende Neuausrichtung der einzelnen Teilräume, sondern vollziehen auf gesellschaftlicher, politischer und öffentlicher Ebene die stark voneinander abweichenden Entwicklungen, die sich im Lauf der Jahrzehnte ergeben haben. Zu diesen Einschätzungen kommt auch die IHK Pfalz in einem ihrer Wirtschaftsgutachten.

Sprichwörtlich „unter die Räder“ zu geraten drohen dabei v.a. die ländlichen Teilräume der Pfalz, und zwar in beiden Planungsregionen. Auch die verdichteten Teilräume und Städte haben mit den beschriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen zu kämpfen, was die Beispiele Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken in der Planungsregion Westpfalz zeigen. Auch Neustadt, Ludwigshafen und Frankenthal in der Planungsregion Rheinpfalz müssen trotz ihrer Lagegunst in der Metropolregion Rhein – Neckar hohe Bevölkerungsverluste verkraften und die Folgen des demographischen Wandels bewältigen.

Es ist anzunehmen, dass die Regionsteile in der starken Metropolregion dazu besser in der Lage sein werden, als die ohnehin krisengeplagte Planungsregion Westpfalz, die zudem die Folgen der militärischen Überprägung bewältigen muss. In der zivilen Konversion liegen aber auch viele Chancen, die es zu nutzen gilt.

Ein großes Problem dabei und generell ist die schwierige (finanz-) wirtschaftliche Ausgangslage. Die Planungsregion Westpfalz hängt in einem hohen Maße am Tropf von außen und ist aus eigener Wirtschafts- und Finanzkraft nicht überlebensfähig, genau genommen bereits heute illiquide und handlungsunfähig, wenn man sich die Einahmen und Ausgaben der kommunalen Haushalte, sowie deren Verschuldung in Verbindung mit ihren wirtschaftlichen und demographischen Zukunftsperspektiven anschaut.

Viele Kommunen befinden sich bereits heute in der „Schuldenfalle“. Wenn die exogenen Finanzströme ausbleiben, z.B. Landes-, Bundes- oder EU – Mittel, gehen wohl endgültig die sprichwörtlichen „Lichter“ aus.

Was also tun? Die Regional- und Wirtschaftswissenschaften sind in Bezug auf ländliche und strukturschwache Räume eher ratlos. Sie schätzen die verbliebenen Handlungsmöglichkeiten auf regionaler und lokaler Ebene sehr pessimistisch ein: "der regionalen Ebene fehlen zur Veränderung der von den Zentren ausgehenden Polarisationseffekte und Abhängigkeitsprozesse wirtschaftspolitische Steuerungsinstrumente und ein Äquivalent der Souveränität“.

Es wird eine zunehmende Abhängigkeit der regionalen Entwicklung von externen Einflüssen konstatiert.

Selbstgesteuerten endogenen Entwicklungsstrategien, die auf innerregionale Kreisläufe abzielen, werden deshalb nur marginale Erfolgschancen eingeräumt. Demnach sei es praktisch unmöglich „to create regional enclaves modelled on social relations that are essentially different from those of system-in-dominance.”

Oder in anderen Worten ausgedrückt: "Die Dominanz des marktwirtschaftlichen Systems über die Einbindung in die nationale und internationalen Arbeitsteilung ist demzufolge so stark, dass eine wirtschaftliche Abkopplung innerhalb des Systems kaum, und wenn, dann nur sehr eingeschränkt möglich ist."

Wenn dem so ist, müsste doch "nach innovativen Lösungen" ggf. „außerhalb“ des "dominierenden Systems" gesucht werden, folgt man den "pragmatischen Reformvorschlägen" der „Monopolgeld - Kritiker“.

Es stellt sich doch - wie ich finde - die berechtigte Frage, für jeden, der ernsthaft an Problemlösungen interessiert ist, angesichts der vorstehend beschriebenen Gegebenheiten und auch unabhängig davon welchen Zugang man zu dem Thema hat, warum es "nur" eine einzige Hauptwährung geben sollte, für alle Gebiete, für alle Regionen gleichermaßen, unabhängig davon, ob es überhaupt zu den spezifischen Voraussetzungen und Problemlagen der höchst unterschiedlichen Regionen passt oder eben auch nicht?

Warum denkt man in dieser Hinsicht nicht jenseits bisheriger Glaubenssätze in den Wirtschaftswissenschaften, in deren "Mainstream" leider ein sehr statisches mechanisches Denken in Bezug auf Währungen vorherrscht, es gibt hier bedauerlichweise "nur" die Denkweise "Entweder - Oder" (entweder z.B. "Euro" für alle, und sonst keine andere Währung, auch keine regionalen Komplementärwährungen)?

Warum denkt man hier nicht - wie ich finde - endlich mal innovativ und in einem "UND", d.h. es kann alles geben, an Hauptwährungen, wie auch immer diese ausgestaltet sein mögen, "UND" daneben für jede Region und auf ihre spezielle Situation und Problemlage hin, sehr fein justierte und ganz individuell angepasste regionale Komplementärwährungen und -währungssysteme?

Ein solches ergänzendes regionales „Geld“ kann der regionalen und lokalen Ebene als „Äquivalent der Souveränität“ dienen und für die Entwicklung einer ländlichen Region, wie auch der Region Pfalz vielfältige neue, dauerhafte Impulse geben.

Die Pfalz, die Kommunen und die Pfälzer könnten hierdurch "bereits verlorene Handlungsspielräume zurück- und neue hinzugewinnen".

Die Region Pfalz könnte also aus "eigener Kraft heraus zu neuer Stärke und Liquidität" gelangen.

 
Implikationen aus den wirtschaftstrukturellen und regionalen Voraussetzungen
 

Für das Modell bzw. die Typen, Ziele und Eigenschaften einer Regionalen Komplementärwährung (RKW) bzw. eines Regionalen Komplementärwährungssystems (RKWS) ergeben sich ebenfalls sehr wichtige Schlussfolgerungen.

Zum Einsatz kommen sollten kombinierte zeit- und währungsgedeckte Systeme, was aus der raumstrukturellen und wirtschaftlichen Ausgangslage der Pfalz abgeleitet werden kann. Noch bietet die Pfalz in allen Gebietsteilen die notwendigen Voraussetzungen, um einer währungsgedeckten RKW (z.B. einem euro-gedeckten Gutschein – System) eine adäquate Basis für die erfolgreiche Einführung und dauerhafte Entwicklung zu bieten. Die bestehenden und z.T. sehr gravierenden Probleme in der Region werden sich aber weiter verschärfen und insbesondere durch den demographischen Wandel, der bereits eingesetzt hat, eine deutliche Zuspitzung erfahren.

In 10 oder 20 Jahren könnten die derzeit noch bestehenden, günstigen Vorraussetzungen für die Einführung und Etablierung einer währungsgedeckten RKW nicht mehr gegeben sein. U.a. aus diesem Grund bietet sich eine zeitnahe und zügige Umsetzung an. Berücksichtigt man den Zeitraum bis zur Etablierung einer solchen RKW und die Prognosen für die regionale Entwicklung in der Pfalz sollten dennoch bereits von Beginn an kombinierte Systeme bzw. Modelle mit zeit- und währungsgedeckten Elementen verwendet werden.

Aufgrund der bestehenden ungleichgewichtigen regionalen Ausgangslagen werden v.a. in der strukturschwachen Planungsregion Westpfalz die für die Einführung und Etablierung bedeutenden Kenngrößen schon wesentlich früher unterschritten werden, als in den wirtschafts- und strukturstärkeren Gebietsteilen der Planungsregion Rheinpfalz.

Diese regionalen Disparitäten gilt es bei der räumlichen Konzeption, der Auswahl der RKW - Typen und insbesondere bei den strategischen – organisatorischen Überlegungen zu berücksichtigen: welche RKW startet wie, wo und wann, mit welchen Zielen und welchen Eigenschaften? Es wäre demnach sehr wichtig, dass sich die Initiativen vernetzen und ihre Konzepte und Vorgehensweisen aufeinander abstimmen.

Das bislang nur theoretische RKWS - Konzept nach KENNEDY / LIETAER stellt auch im konkreten räumlichen Bezug zur Region Pfalz und vor dem Hintergrund deren räumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Ausgangslage ein geeignetes Konzept dar.

Die spezifische Situation in der Pfalz (Größe der Region, Bevölkerung, Raumstruktur, Wirtschaft) erfordert einen umfassenden integrierten und leistungsfähigen Ansatz, ergo eines „vollständigen“ RKWS, macht ihn aber auch möglich (Volumina und Struktur der Transaktionen).

Ein solcher Ansatz, der in räumlicher Hinsicht die „Region Pfalz“ in den Gebietsgrenzen des Bezirksverbandes Pfalz (d.h. die Planungsregionen Westpfalz und Rheinpfalz) umfasst, wäre auch aus soziokultureller Hinsicht sinnvoll.

Er böte die Möglichkeit zur Identifikation der Pfälzer mit „ihrem“ RKWS und umgekehrt wäre eine „pfälzische“ Lösung in Bezug auf die Region Pfalz identitätsstiftend.

Spaltungstendenzen könnte so entgegen gewirkt und eine neue räumliche Identität geschaffen werden, auf deren Basis der wirtschaftliche, politische und mentale Niedergang der Region Pfalz aufgehalten und eine nachhaltigere Zukunft entwickelt werden kann.

 
Konzeptionelle - organisationsbezogene Implikationen
 
Weitere wichtige Faktoren bei der konzeptionellen Planung und praktischen Umsetzung sind:
  • Konzeptentwicklung
  • Organisation und Finanzierung der RKW – Initiativen
  • Einführungsstrategien
  • Strategische Partner
  • Kommunikationsstrategien

Dabei muss der spezifische regionale Kontext der Pfalz und die ableitbaren Implikationen bei jedem Faktor bzw. Schritt berücksichtigt werden.

Anmerkung des Verfassers: Die Inhalte, Bilder, Texte basieren zum überwiegenden Teil auf meiner Diplomarbeit "Ein RKWS für die Region Pfalz - Konzeptionelle Grundlagen und Praxis der Einführung". Darin finden sich auch die jeweiligen Quellenangaben und Belege.

 

>> last update|30_10_2015| Impressum | copyleft beim Seitenanbieter